Praxis Marcus Berg

Klartext : Hintergrundwissen und Kritik an der Maskenpflicht in Rheinland-Pfalz

Liebe Patienten,

eine Infektionserkrankung mit einem neuen Erreger führt verständlicherweise zu Verunsicherung, großen Sorgen und Ängsten, damit verbunden dem Wunsch sich selbst, seine Freunde und Familie zu schützen. Wir haben als eine der ersten Praxen dazu aufgerufen, Mundschutz für das Pflegepersonal von Altenheimen zu nähen und daraus eine kleine Hilfsaktion gemacht. (Ich hatte hierzu am 01.04.2020 in der „Drehscheibe Deutschland“ (ZDF) ein Interview gegeben.)

Freiwilliges tragen einer Mund-Nasen-Maske in bestimmten Situationen kann sinnvoll sein….

Ich möchte allen unseren Patienten mitteilen, dass ich das freiwillige Tragen eines Mund- und Nasenschutzes für körperlich Gesunde und in ganz bestimmten Situationen unterstützen und empfehlen kann. Das freiwillige Tragen eines Mundschutzes zum Beispiel im öffentlichen Nahverkehr, der gerade im Rhein-Main Gebiet seit Jahren schon weit über seiner Belastungsgrenze ist und die größte, täglich stattfindende Massenveranstaltung darstellt, ist grundsätzlich sinnvoll !

Während der Grippe Pandemie vor etwa 100 Jahren hatte man in einigen Städten der USA das bis dahin übliche auf die Straße spucken untersagt und einen Mundschutz eingeführt und konnte somit Infektionszahlen und Todeszahlen reduzieren. Da Menschen, die mit SARS-COV-2 infiziert sind, mit hoher Wahrscheinlichkeit das Virus 1-3 Tage weitergeben können, ohne selbst Symptome zu haben, macht eine Reduktion der Keimbelastung Sinn. Ein Mundschutz führt hier also zu einer Reduktion der Tröpfchen im Raum und kann das Infektionsrisiko somit senken. Dies alles ist aber nur wirksam, wenn sämtliche anderen Hygieneregeln praktiziert werden. Insbesondere auch die Hygieneregeln im Umgang mit den Masken. Eine Verbesserung der Hygienemaßnahmen wie Bereitstellung von Desinfektionsmittel und verbesserte Sanitäranlagen wäre zusätzlich zwingend nötig.

Das Problem steckt im Detail:

Ins Gegenteil verkehrt sich die Wirkung des Mundschutzes, wenn man die Masken völlig falsch anwendet. Dazu zählt, dass diese jetzt wie bei vielen Einkäufern zu sehen am Rückspiegel im Auto hängen. Über einen langen Zeitraum immer wieder benutzt werden, ohne die Masken zu waschen. Von den wirklichen Hygieneregeln ablenken, weil man sich mit der Maske sicher fühlt. Über das Kinn auf dem Hals getragen oder bei steiferen Masken in die Haare geschoben werden. Wenn Einwegmasken zu Dauermasken werden.

Das Tragen einer Maske für Patienten mit Erkältungssymptomen darf diese Menschen nicht verleiten, die Maske als Ersatz für Isolierungsmaßnahmen zu sehen. Im Falle einer Erkrankung führt die Maske zu einer gewissen Keimreduktion, stellt aber keinen Schutz da. Die Wirkung der Masken wird deshalb wesentlich überschätzt. Im asiatischen Kulturbereich wurden die Masken häufig nicht etwa zum Infektionsschutz, sondern aufgrund der hohen Luftverschmutzung getragen.

Die Kehrseite der Medaille

Masken verstärken in unserem Kulturkreis und gerade zum jetzigen Zeitpunkt, die Angst der Menschen. Dies lässt sich daran erkennen, wie geradezu panisch manche Menschen mit den Masken umgehen oder in Situationen tragen, wo sie definitiv überhaupt keinen Sinn machen können. Bei Straftaten werden die Masken zu einem Schutz der Täter führen. Dazu kommt, dass die geltende allgemeine Maskenpflicht aus medizinischer Sicht für bestimmte Patientengruppen hoch problematisch ist, wie ich noch zeigen werde. Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen sollten, werden durch die Verpflichtung unter Strafandrohung stigmatisiert, verbal und nonverbal als Verbrecher ausgegrenzt. So ist es bei der vorherrschenden Angst und Hysterie nur eine Frage der Zeit, bis auch Menschen gewaltsam gehindert werden ohne Maske in einen Einkaufsladen zu gehen, weil sich der ein oder andere Ordnungsbürger beflissen sieht das Gesetz umzusetzen. Außerdem führte man die Maskenpflicht bei stark abnehmenden Infektionszahlen ein, was eine Wirkung suggeriert, die die Masken überhaupt nicht haben.

Warum ist das Tragen einer Maske für manche Menschen gesundheitsschädlich?

Das Tragen einer OP-Maske führt zu einer Erhöhung des Atemwegs-Widerstandes und zu einer erhöhten Rückatmung des ausgeatmeten CO2. Die Konzentration des Kohlenstoffdioxids, welches eigentlich abgeatmet wird, steigt also in der Atemluft an. Dieser Effekt ist umso stärker je dichter die Maske ist. Für einen gesunden Menschen ist dies selbstredend kein Problem. Sehr problematisch ist das aber für Patienten, die schon vorher Probleme haben genügend Sauerstoff in ihr Blut aufzunehmen. Dies sind vor allem Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung, schwerer Herzinsuffizienz, oder schwerem Asthma.

Im Jahr 2005 wurde im Institut für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Technischen Universität München genau hierzu eine Doktor-Arbeit vorgelegt mit dem Titel „Rückatmung von Kohlendioxid bei Verwendung von Operationsmasken als hygienischer Mundschutz an medizinischem Fachpersonal“. Hier wurden nur völlig gesunde Menschen getestet und dennoch konnte ein leichter Anstieg des CO2 im Blut nachgewiesen werden. Dieses Problem wird heute durch eine DIN Norm begrenzt, so dass der Effekt bei gesunden Menschen nicht relevant ist. Keine belastbaren Daten gibt es für die Anwendung bei Hochbetagten, Lungenkranken oder Menschen mit Herzerkrankungen. Die Bandbreite an Materiealien bei Mundschutz ist sehr groß und gerade unter sehr dicht anliegenden, mehrlagigen Masken kann das Atmen sehr anstrengend werden. Die Rückatmung von CO2, die bei gesunden Menschen harmlos ist, führt bei Kranken zu Müdigkeit, schnellerer Atmung, Herzunregelmäßigkeiten, Konzentrationsschwäche und schlechterer Feinmotorik. Besonders hochbetagte Patienten sollten also zurückhaltend mit dem Tragen eines hygienischen Mundschutzes vor allem über einen längeren Zeitraum sein. Wir haben bei einzelnen Patienten in der vergangenen Woche unter einer recht dichten Stoffmaske Sauerstoffsättigungswerte unter 90% gemessen, was einem erheblichen Sauerstoffmangel entspricht. Wer jetzt immer noch denkt, dass das nicht stimmt, läuft einfach mal einen anstrengenden Weg mit und ohne Mundschutz.

Auch für Patienten mit Angst und Panikstörungen ist es nicht selten sehr schwierig, da die Enge der Maske hier oft als unerträglich erlebt wird. Alle Patienten mit Asthma, COPD, schwerer Herzinsuffizienz oder anderen schweren Grunderkrankungen sollten mit einer Maske sehr zurückhaltend sein. Aus gesundheitlichen Gründen muss man also einer bestimmten Patienten-Gruppe sogar zum Verstoß gegen geltendes Gesetz raten.

Zusammenfassend: Das Tragen eines Mund Nase Gesichtsschutzes ist unter sehr spezifischen Rahmenbedingungen und Situationen sinnvoll, wenn alle anderen Regeln beachtet werden. Eine Verpflichtung mit Strafandrohung bewerte ich hingegen als höchst problematisch. Sie stellt einen unverhältnismäßigen Eingriff in die Grundrechte dar, ist in Ihrer Wirkung bei gehäufter Fehlanwendung eher gering, lenkt von wichtigen Maßnahmen wie Händedesinfektion oder der Verbesserung von Sanitäreinrichtungen ab, ist durch die bisherigen WHO Studien als unwirksam eingestuft und stigmatisiert chronisch Kranke.

Einer gesetzlichen Verpflichtung stehe ich deshalb ablehnend gegenüber, sie sollte sofort ihr Ende finden.

Dr. Marcus Berg, den 03.05.2020

1 Kommentar zu „Klartext : Hintergrundwissen und Kritik an der Maskenpflicht in Rheinland-Pfalz“

  1. Hallo Markus,

    herzlichen Glückwunsch zu Deiner tollen Praxis, und diesem Beitrag. Ich sehe viele Sachverhalte ebenfalls kritisch zu diesem Thema, wie Du und im Bezug auf die Maskenpflicht. Mich würde Deine Meinung zur Impfung gegen das Corona Virus interessieren.

    Nun wünsche Ich Dir und Deiner Familie Gesundheit und das Ihr gestärkt aus dieser Krise heraus kommt.

    Gruß Sven. (aus Kiel)

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