Corona-Virus und Risikofaktoren
Wie ist das eigentlich mit den Risikofaktoren zu bewerten? Das ist eine Frage, die uns im Moment in der Praxis täglich häufig beschäftigt. Da gibt es ganz unterschiedliche Berufsgruppen, die bei uns anrufen und um Rat fragen. Vor allem bei den Lehrern scheint eine große Unsicherheit vorzuherrschen und so möchte ich im Folgenden einige Ausführungen zum Thema Risikogruppen und Corona-Virus anbieten.
Aufgrund der mittlerweile uns vorliegenden Daten aus anderen Ländern wie zum Beispiel Italien als auch aufgrund unserer eigenen Erfahrungen oder den Daten aus Schweden wissen wir, dass im Verhältnis zu jüngeren vermehrt Menschen oberhalb des 65. Lebensjahres schwerer erkranken. Aus diesem Grunde ergibt sich ein gewisses Risikoprofil. Dieses Risikoprofil resultiert vor allem aus dem Lebensalter der Menschen. Im höheren Lebensalter treten bestimmte Erkrankungen wie Blutzucker (Diabetes mellitus), Bluthochdruck, Krebserkrankungen oder Autoimmun-Erkrankungen häufiger auf. Vor allem sind aber Menschen in Senioreneinrichtungen betroffen, was der Ursache geschuldet ist, dass diese Menschen am Ende ihrer Lebenszeit angekommen sind, meistens hilfsbedürftig und durch schwerere Grunderkrankungen auch abwehrgeschwächt sind. Diese Menschen können einer schwer verlaufenden Viruserkrankung weniger entgegensetzen, weshalb sie zur Hochrisikogruppe zählen.
Bei den anderen Risikofaktoren, die genannt werden, muss man aber verstehen, dass es sich um die allgemeinen Risikofaktoren handelt, die bei sehr vielen Erkrankungen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf bedingen. Wenn Sie also nachsehen, welche Patienten ein Risiko für einen Schlaganfall haben, so werden sie die Worte Diabetes mellitus, also Zuckererkrankung, genauso wie den Bluthochdruck wiederfinden. Wenn Sie sehen, welche Patienten ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte haben, so finden Sie ebenso wieder die gleichen Risikofaktoren. Welche Patienten haben ein erhöhtes Risiko an einer bakteriellen Lungenentzündung zu erkranken? Sie werden es ahnen. Es sind die Immungeschwächten, es sind Patienten mit Krebsleiden, es sind Patienten mit Bluthochdruck und Diabetes mellitus und die Hochbetagten.
Die also in der Corona-Krise jetzt so herausgehobenen Risikofaktoren entpuppen sich bei näherer Betrachtung als die typischen Risikofaktoren für sehr viele Erkrankungen.
Auf keinen Fall darf verallgemeinert werden, dass Patienten, die solche Risikofaktoren haben, auch einen schweren Verlauf nehmen müssen. Dies ist nicht so. So hatte ich eine 93-jährige Patientin mit Corona-Virus behandelt, die Bluthochdruck hatte, schon mehrere Herzinfarkte und die einen ganz harmlosen Verlauf nahm. Wenn Sie also solche Risikofaktoren wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck haben, besteht für Sie eben immer ein erhöhtes Risiko für schwerere Verläufe von bestimmten Erkrankungen. Deswegen ist unser Ziel, die Bluthochdruck-Patienten so optimal wie möglich einzustellen und auch bei den Zucker-Erkrankten einen möglichst idealisierten Blutzuckerwert zu erzielen.
Ich möchte Sie deshalb auch etwas beruhigen. Wenn Sie Lehrer sind und haben eine arterielle Hypertonie, ist ihr Risiko nicht exorbitant hoch. Für uns alle gilt, beachten wir die allgemeinen Regeln, etwas Abstand zu wahren, bei Infekten der oberen Luftwege einen Mundschutz zu tragen, auf Händedesinfektion zu achten und verbesserte Händehygiene durch Händewaschen, dann ist auch für sie als Risikogruppe ein selbstbestimmtes Leben ohne Angst möglich. Wenn wir aufeinander aufpassen und Rücksicht üben, sind auch unsere Risikogruppen geschützt.